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Der Umgang mit dem inneren Kritiker

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Das innere Team

Der innere Kritiker kommt selten allein. Und doch ist er oft die Stimme in unserem Kopf, die wir am lautesten vernehmen – und die es uns manchmal ganz schön schwer macht, das Leben zu genießen.

Dabei ist der innere Kritiker eigentlich nur ein Teil eines ganzen inneren Teams: einer inneren Pluralität aus unterschiedlichen Stimmen, die uns täglich verschiedene Botschaften schicken. Das ist gesund und hilft uns dabei, unterschiedliche Bedürfnisse zu spüren und in einem inneren Dialog die besten Entscheidungen zu treffen. 

Doch manchmal nehmen die Stimmen einzelner innerer Teammitglieder – wie dem "inneren Kritiker" oder dem "bedingungslosen Hilfsbereiten" –Überhand und andere wichtige Botschafter kommen bei Entscheidungen zu kurz. Dann kann es passieren, dass wir uns im Nachhinein ärgern, wütend werden, uns ausgenutzt fühlen oder uns selbst niedermachen, obwohl die Situation in der Vergangenheit liegt. Egal, welche Stimmen bei dir oft die Hauptrollen spielen – es lohnt sich genauer hinzuschauen und auch die Talente der Zweitbesatzung zu erkunden!

Beispiele aus dem Coaching

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Andreas zweifelt häufig an sich selbst. Oft denkt er, dass andere enttäuscht von ihm wären, wenn sie ihn nur wirklich kennen würden. Nach sozialen Interaktionen erwischt er sich immer wieder dabei, wie er sich in selbstkritischen Gedanken verliert. War er anderen vielleicht peinlich? Hätte er andere Worte wählen müssen? Hätte er sich anders verhalten sollen? Die kritische Stimme in seinem Kopf verdeckt Erfolge und freudvolle Momente. Andreas möchte dieser Stimme eine wohlwollendere gegenüberstellen.

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Isabel hilft sehr gern ihren Mitmenschen. Ihre KollegInnen kennen ihre Hilfsbereitschaft und wissen, dass sie sich auf sie verlassen können. In letzter Zeit ist Isabel jedoch zunehmend frustriert. Nachdem sie nun mehrfach Überstunden gemacht hat, um einer Kollegin zu helfen, fühlt sie sich ausgenutzt, ausgelaugt und ist wütend. Sie möchte gern verstehen, wie es zu diesem inneren Ungleichgewicht in ihr drin kommt und was sie dagegen tun kann.

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Katja ist war immer eine Einser-Schülerin und war unter den Jahrgangsbesten beim Abitur. 

Heute arbeitet sie als HR Managerin und leitet ein kleines Team. Während ihre TeamkollegInnen selbst kleine Erfolge aufrichtig feiern können, merkt sie auch bei großen Errungenschaften oft eine innere Unzufriedenheit, einen Drang nach "mehr, besser, schneller". Das merkt auch ihr Team. Katja möchte ihre Selbstkritik lockern und Erfolge feiern können, ohne direkt an den nächsten Gipfel zu denken.

Wie können wir im Coaching mit dem inneren Kritiker arbeiten?

In der Arbeit mit dem inneren Kritiker und anderen stark ausgeprägten Anteilen geht es darum, das gesamte Team zu Wort kommen zu lassen und zu verstehen, welche wohlwollende Absicht jede Stimme hat. Wie in einem echten Team mit Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit gilt es, Verständnis und Wertschätzung füreinander zu entwickeln und das Team zu einer Einheit werden zu lassen.

 

Manchmal kann es sich lohnen, zwei besonders kontroverse Anteile in einen Dialog treten zu lassen, um ein Grundgerüst für eine respektvolle Zusammenarbeit zu schaffen. Was braucht jeder Anteil, um sich gehört zu fühlen und die Zügel zu lockern? Welcher Anteil soll in Zukunft gern mehr Raum einnehmen? Welche Kleinteams können sich zusammentun, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen? Dafür bedienen wir uns in der Arbeit nach Schulz von Thun unterschiedlicher Ansätze zum Perspektivwechsel und formulieren im Anschluss eine neue gemeinsame Strategie. 

Mögliche Fragen im Coaching sind:

  • Wie kann ich emotional ausgeglichener werden?

  • Wie kann ich meinen inneren Kritiker bändigen?

  • Welche gute Absicht steckt hinter der kritischen Stimme?

  • Wie können die unterschiedlichen Anteile in mir als starkes Team agieren?

  • Wie schaffe ich es, frühzeitig meine Gefühle und Bedürfnisse zu spüren und diese auch zu kommunizieren?

  • Wie kann ich wieder bewusster Entscheidungen treffen und wieder der "Oberhaupt" meines inneren Teams werden? 

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Ansätze in der Arbeit mit dem inneren Kritiker

Für die Arbeit mit dem inneren Kritiker und anderen inneren Stimmen haben sich folgende Elemente bewährt:

  • Arbeit mit dem inneren Team nach Schulz von Thun

  • Ressourcenorientierte Arbeit und Selbstwert-verbessernde Reflexion

  • Biografie-Arbeit und Einordnung der Ereignisse und Einflüsse

  • Aufdecken nicht-förderlicher Überzeugungen und Entwickeln neuer, förderlicher Glaubenssätze

  • Verstehen und Würdigen eigener Gefühle und Bedürfnisse

  • Konstruktive Arbeit mit Wut, Scham und Schuldgedanken der einzelnen inneren Stimmen

  • Einbezug von Elementen aus dem Bereich der Schreibtherapie und Psychodrama zur Förderung des Perspektivwechsels

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